Innovation in Deutschland – Fehlanzeige

Dampflokomotive

MPM – meine persönliche Meinung

Immer wieder beschweren sich Anbieter, dass die Menschen ihnen nichts mehr abkaufen wollen: Wir gehen nicht in die Buchhandlung, wir kaufen keine Zeitschriften, wir gehen nicht zum kleinen Händler um die Ecke.

Ja, manche Angebote wurden tatsächlich von der Zeit überholt: Ich bestelle schon lange keine Kataloge mehr, habe kein Telefonbuch im Flur und besuche auch keine Messe. Dafür gibt es schon lange Alternativen, die oft von den jeweiligen Anbietern selbst ins Internet gestellt werden – inklusive Werbung, Cookies und Trackern.

Oft wird bei der Umstellung auf Online-Dienste und Mobil-Apps aber vergessen, das neue Medium wirklich auszunutzen. Und damit meine ich nicht noch bessere Trackingmethoden, sondern auf Kundenwünsche einzugehen und die Nutzung des eigenen Angebotes flexibler zu ermöglichen, als das beispielsweise beim starren, gedruckten Printmedium möglich war.

Zeitschriften, die ewigen Dinosaurier

Ein Beispiel: Der Herausgeber einer großen und beliebten deutschen Computer- und Technik-Zeitschrift bietet neben der Zeitschrift auch PDF-Downloads einzelner Artikel und kompletter Heftausgaben an, sowie eine Mobile-App, mit der die Ausgaben der Zeitschrift auch am Smartphone oder Tablet gelesen werden kann.

Wir hatten in unserer Firma das Heft-Abo und legten die Ausgaben für jeden frei zur Nutzung bereit. Nur liest bei uns kaum noch jemand Fachzeitschriften, weil Informationen viel schneller und damit aktueller online im Internet zur Verfügung stehen und sich auch die Lesegewohnheiten der jungen Generation geändert haben. Also habe ich das Firmen-Abo dieser Fachzeitschrift gekündigt.

Mit der Kündigungsbestätigung kam die Bitte um telefonisches Feedback, warum das Abo gekündigt wurde. Dem bin ich gerne nachgekommen und habe kurz die Gründe geschildert. Dann kam mir eine verwegene Idee: Vielleicht hat der Verlag ja Interesse an einem Vorschlag, wie man das digitale Zeitschriften-Angebot flexibler und kundenfreundlicher gestalten kann, um damit Abonnenten zu halten?

Vorschlag zur Innovation

Mein Vorschlag dazu:
Oft ist für mich nur ein Bruchteil einer Zeitschrift oder eines Onlineangebotes interessant. Deshalb: Nehmt die Mobile-App, lasst mich, Euren Kunden, selbst entscheiden, welchen Abopreis (Staffelung) ich monatlich bezahlen möchte und gebt mir die Möglichkeit, die für mich interessanten Artikel jeder Ausgabe in der App selbst zusammenzustellen. Die Anzahl der ladbaren Artikel ist abhängig vom gezahlten Abopreis. Und das Ganze bitte nicht zu den horrenden Kosten eines Artikel-Einzelabrufes, bei dem 2,5 kurze Artikel genau so viel kosten wie das komplette Heft. Denn da fühle ich mich über den Tisch gezogen, wenn ich ein Abo abschließe.

Mit einem flexiblen Abomodell wie eben beschrieben kann ich mich auf die für mich wirklich relevanten Artikel beschränken und muss nicht für uninteressante Themen Geld zahlen. Das hatten wir zuletzt bei Schallplatte und CD – mit bekanntem Resultat. Und Eurem Verlag bleiben Abonnenten erhalten. Ihr müsst schließlich für Eure Arbeit auch bezahlt werden, was mit Abonnenten deutlich entspannter geht, als mit Spontankäufern.

Und wenn ich abschließend noch etwas weiter träumen darf: Den Zugriff auf von mir ausgewählte Abo-Artikel verschiedener Zeitschriften bzw. Onlineangebote hätte ich sehr gerne gebündelt in einer einzigen App. Wow – jetzt wird auch noch eine Standardisierung nötig, das könnte jetzt aber wirklich zu viel werden …

Ignoranz am Telefon

Natürlich habe ich den Menschen am Telefon erst einmal höflich gefragt, ob er denn der richtige Ansprechpartner für Verbesserungsvorschläge ist. Natürlich ist er das, sagt er.

Nachdem ich meine Idee vorgetragen hatte, wollte er mir ein Spezial-Abo schmackhaft machen, bei dem ich zum doppelten Preis des bisherigen Heftabos auf Onlineinhalte zugreifen kann. Großartige Idee – nichts verstanden. Mein Vorschlag hat ihn anscheinend auch nicht wirklich interessiert.

Leute, so bekommen wir Innovation in Deutschland nicht geregelt. Solange wir in eingefahrenen Bahnen denken, die oft fantastischen und hochflexiblen Möglichkeiten neuer Technologien ignorieren und uns nicht um die Wünsche unserer Kunden kümmern, müssen wir leider akzeptieren, dass andere Länder uns mit ihren Angeboten in Hochgeschwindigkeit überfahren. Nicht einfach nur wegen niedriger Preise, sondern weil wir zu unflexibel sind und der Kunde nur noch ein Bilanzposten ist.

Wo individuelle Kundenwünsche wirklich wertgeschätzt werden?
Bei uns. Die linCK-IT bietet Ihnen nicht nur Standardlösungen, sondern hilft Ihnen auch bei Wünschen abseits eingetretener Pfade.

Mit besten Grüßen, Ihr Thomas Carlile


Info:

„MPM – meine persönliche Meinung“ spiegelt die persönliche Meinung des Autors wieder und repräsentiert nicht zwangsläufig den Standpunkt der linCK-IT.

Bildnachweis:
Beitragsbild von Thomas Carlile
Artikelbild von Thomas Carlile