Wenn der Datenzugriff ins Firmennetz zum Flaschenhals wird, sind Lösungen gefragt

Homeoffice – Datenzugriff von zu Hause

Foto TC im Heimbüro verzweifelt wegen niedriger Internetbandbreite

Mein PC stand zu Hause im kleinen Arbeitszimmer, ebenso das Bürotelefon. Alles war mit dem Internet verbunden, jetzt konnte es also losgehen. Oder?
Ganz so einfach war es dann doch nicht, denn der Datenzugriff von zu Hause ins Büro musste noch geregelt werden und einige Hürden standen mir noch bevor.

Mit VPN ins Firmennetz

Cloud-Dienste sind auf dem Vormarsch, trotzdem wird in vielen Unternehmen noch immer der Großteil der Daten auf dem eigenen Server abgelegt. Office-Dokumente, Datenbanken von Warenwirtschaft und CRM, Listen, Memos, Mails, CAD-Zeichnungen, eingehende Rechnungen, Fotos, Broschüren und vieles mehr ist auf Datenspeichern im eigenen Serverraum beheimatet. So auch bei uns.

Der Zugriff auf unsere Server war schnell eingerichtet. VPN Client-Software installiert und konfiguriert, um über einen verschlüsselten Tunnel durch das Internet einen sicheren Zugang ins Firmennetz zu bekommen. Schon waren alle Netzwerklaufwerke wieder verbunden, die Groupware konnte im Webbrowser aufgerufen werden, der Passwortmanager war ebenfalls nur einen Mausklick entfernt. Sogar der Bürodrucker war wieder erreichbar. Vielleicht schicke ich den Jungs im Büro ab und zu mal eine Seite mit Hieroglyphen auf den Drucker – nur so zum Spaß 🙂

Also alles wie immer?

Weit gefehlt. Die Daten, die vorher über ein lokales Gigabit-Netzwerk liefen, quälten sich jetzt durch die viel langsamere Internetleitung. Theoretisch sind im Büro und zu Hause 50 MBit verfügbar, die bekommt man aber nur in Empfangsrichtung. Die Sendeleistung (Upload) im Büro und zu Hause ist mit 10 MBit deutlich niedriger, da eine asynchrone S-DSL-Anbindung genutzt wird. Das hat ja bisher auch wunderbar ausgereicht, nur mussten wir bisher auch keine Heimarbeitsplätze anbinden. Dateizugriffe liefen damit plötzlich spürbar langsamer, sogar bei relativ kleinen Dateien gab es jetzt spürbare Verzögerungen. Und dabei wollte ich doch keinen Kaffee mehr trinken …

Ein kurzes Rechenbeispiel:
Im Firmennetzwerk beträgt die Bandbreite 1 Gigabit. Das Internet bietet nur noch 10 MBit (zur Erinnerung: die jeweilige Geschwindigkeit in Senderichtung ist der begrenzende Faktor). Damit liegt die maximal pro Sekunde übertragbare Datenmenge bei ca. 1,25 MB. Klingt nach wenig – ist es auch. Will ich beispielsweise einen unserer Flyer mit ca. 3 MB Dateigröße öffnen oder speichern, warte ich ungefähr 3 Sekunden – wenn sonst niemand zeitgleich Dateien aus der Firma zu sich ins Heimbüro überträgt. Diese Wartezeiten summieren sich und machen bei großen Dateien gar keinen Spaß mehr. Da hilft dann auch kein Kaffee mehr.

Internetbandbreite erhöhen

Während ich diesen Artikel schrieb, prüfte ich den von uns gebuchten Internettarif. Dann verglich ich die zugehörige Bandbreite mit derjenigen, die der gleiche Tarif aktuell ermöglichte. Das Resultat war interessant: Wir hatten einen Tarif mit DSL50 (50 MBit Download / 10 MBit Upload). Für nur 5 EUR monatlich mehr konnten wir aufrüsten auf DSL100 (50 MBit Download / 40 MBit Upload). Das lohnt sich, dachte ich mir, rief beim Internetprovider an und ließ unseren Vertrag für die höhere Bandbreite anpassen. Wenn der Anbieter jetzt nicht etwas grob versemmelt, haben wir in wenigen Tagen über VPN die 4-fache Uploadgeschwindigkeit zur Verfügung (Nachtrag: Am nächsten Tag war die neue Internetbandbreite da, alles lief erfreulicherweise reibungslos).

Wenn viele Personen zeitgleich über VPN Dateien hin und her schieben, reichen 40 MBit natürlich nicht mehr aus. Hier hilft nur noch ein Tarifwechsel zu z.B. symmetrisch (Upload = 200 und Download = 200) oder mehr – abhängig von den Kosten. In einigen Fällen kann der Wechsel zu einer Glasfaseranbindung erforderlich werden.

Mit niedrigen Bandbreiten umgehen, oder:
Wie ich Sherlock Holmes nacheiferte

Nicht immer lässt sich die Internetanbindung kurzfristig so stark verbessern, dass jedem VPN-Nutzer ausreichend Bandbreite zur Verfügung steht. Hier heißt es dann, Engpässe zu analysieren und bei den Lösungen erfinderisch zu werden. Keine Angst, ein Sherlock Holmes ist dafür nicht erforderlich, gesunder Menschenverstand und etwas Verständnis für die dahinterliegende Technik reicht völlig. Bei Bedarf ziehen Sie einfach den IT-Partner Ihres Vertrauens hinzu 😉

Meine Fahrtkostenabrechnugssoftware (ist das wirklich ein gültiges Wort? So wie „Donaudampfschiffahrts …“ Sie wissen schon … ?) arbeitet mit einer Datenbank, die aus mehreren kleineren Dateien zu bestehen scheint. Insgesamt sind das nur lächerliche 60 MB. Die Dateien liegen aber auf dem Firmenserver und über VPN dauert es mindestens 48 Sekunden, bis die Datenbank geladen wurde. Eine Minute warten, dass mich Software endlich ran lässt … kaum auszuhalten. Wo mir die Anwendungen schon zu zäh laufen, obwohl ich einen schnellen Rechner mit SSD habe. Ich gebe zu, ich bin da ETWAS ungeduldig. Gut, wie lässt sich das lösen?
Eigentlich ganz einfach: Ich kopierte den Ordner mit den Datenbankdateien der Fahrtenbuch-Software auf meinen Arbeitsplatzrechner und änderte in den Einstellungen den Pfad zur Datenbank. Schon lief das Teil lokal und wieder richtig flott (na ja, was die SSD halt so hergibt …). Eines darf ich natürlich nicht vergessen: Regelmäßig ein Backup der Datenbank auf dem Server abzulegen, denn wenn mein Rechner stirbt, sind alle lokal gehaltenen Daten womöglich unwiederbringlich verloren. Das gleiche Spiel mit der Warenwirtschaft (die nur von mir genutzt wird, sonst wäre das keine Option) und der Bankingsoftware. So, jetzt wird’s langsam aufwändig und ich werde bei unserem Netzwerk-Gott nachfragen, ob wir unsere Datensicherung diese Dateien automatisch mit sichern lassen können.

Wenn ich in sonstigen Anwendungen große Dateien bearbeiten muss, kopiere ich sie zunächst auf meinen Rechner. Solange kann ich ja zum Beispiel eine Rechnung schreiben oder beim Kunden nachfragen, ob er zum kürzlich an ihn verschickten Angebot noch Fragen hat. Wenn ich mit der Datei fertig bin, kopiere ich sie wieder auf den Server, denn dort gehört sie ja eigentlich hin.

Lässt sich eine Anwendung nicht auf lokalen Betrieb umstellen, weil es sich beispielsweise um eine Client-Server-Lösung handelt und / oder mehrere Personen mit dieser Software arbeiten müssen, dann scheidet der Umzug der Daten auf die lokale Festplatte natürlich aus. In diesem Fall kann versucht werden, über eine Remote-Desktop-Sitzung (früher „Terminalserver“ genannt) auf die Software zuzugreifen. Dabei werden nur Bilddaten für die Anzeige übertragen, was die Internetbandbreite schont. Angenehmer Nebeneffekt: Man kann die Sitzung über einen beliebigen Rechner starten, er muss nur den Remote-Desktop-Client installiert haben. Und auch nicht zu unterschätzen: Das Backup bleibt weiterhin die Aufgabe der einmal eingerichteten, zentralen Datensicherungslösung.

Cloud-Dienste

Je nach Bedarf und Vorliebe kann es interessant sein, Daten in eine extern gehostete Cloud zu geben. Das kann beispielsweise ein Cloud-Dienst von Microsoft sein (Microsoft 365), ein Cloud-Anbieter mit Firmensitz in Deutschland / Europa, oder eine selbst betriebene Cloud-Lösung im Rechenzentrum eines geeigneten Hosters. Das kostet Geld und man muss sich besondere Gedanken um den Schutz der ausgelagerten Daten machen. Aber ein externer Cloud-Dienst erspart der Firma unter Umständen den teuren Ausbau der Internetanbindung, da jetzt nicht mehr die Upload-Bandbreite des Firmen-Internetanschlusses den Engpass darstellt.

Jedes durch Heimarbeit induzierte Bandbreitenproblem lässt sich lösen und oft geht da nicht, ohne Geld für die Weiterentwicklung der Unternehmens-IT in die Hand zu nehmen. Letzten Endes muss jeder für sich selbst die folgende Frage beantworten: Was kostet mich unterm Strich mehr Geld – die Investition in meine IT, oder Einbrüche in der Arbeitsleistung, weil die IT mit den geänderten Anforderungen nicht mehr mithalten kann? Ich denke, Sie kennen die Antwort.

Alles schick?

Eigentlich schon: Das VPN steht, das Bandbreitenproblem konnte generell gemildert und für einige Anwendungen sogar komplett vermieden werden, die Daten werden regelmäßig gesichert, der Homeoffice-PC ist verschlüsselt. Trotzdem ist die Arbeit im Heimbüro anders, denn der direkte Kontakt zu meinen befreundeten Kollegen fehlt mir, die Kommunikation ist eine andere, Informationen fließen anders (oder gar nicht), Arbeitsabläufe und Kommunikation müssen an die geänderte Arbeitssituation angepasst werden. Aber das sind Themen für die nächsten Beiträge zum Thema „Heimbüro“.

Deshalb schauen Sie auch morgen wieder bei uns rein, wenn Sie mich schreiben sehen: „Macht Ihr gerade Mittagspause? Hat UPS das Paket schon abgeholt? Hört mich jemand? …“
Mit besten Grüßen, Ihre linCK-IT


Bildnachweis:
Beitragsbild von Thomas Carlile
Artikelbild von Thomas Carlile